Die Idee der Integrierten Mediation

Es geht um den optimalen Umgang mit sich und der Welt
sowie mit Problemen und Konflikten

Die Idee – Integrierte Mediation

Das Mediationsgesetz definiert die Mediation als ein strukturiertes, vertrauliches Verfahren zur Beilegung sozialer Konflikte mit Hilfe eines Mediators. Das Gesetz besagt nicht, was der Mediator leistet, damit die Parteien den Konflikt einvernehmlich beilegen können. Es besagt auch nicht, was die Mediation zu leisten vermag. Nur wer genau hinschaut wird bemerken, dass viel mehr dahinter steckt und dass sich die Kompetenz der Mediation sehr vielseitig nutzen lässt. Damit nähern wir uns dem Kern der integrierten Mediation.

Einführung

Leider gibt es verschiedene Vorstellungen darüber, was die Mediation ist und was sie zu leisten vermag. Die Bandbreite reicht vom Weicheigelaber bis hin einem hochkompetenten Cerfahren zur Konfliktbeilegung. Es gibt auch unterschiedliche Herleitungen, warum was wie in der Mediation funktioniert. Die Integrierte Mediation hat sich von je her intensiv mit dieser Frage auseinandergesetzt, was die Mediation ausmacht und wie sie sich von anderen Verfahren abgrenzt. Ihre Forschungen haben zu verblüffenden Erkenntnissen geführt. Sie legen es nahe, die Mediation als einen optimierten Erkenntnisprozess zu verstehen.

„So verstehen wir uns“ lautet deshalb auch der Claim im Logo des gleichnamigen Vereins. Er hat einen gewollten Doppelsinn. Einmal weist er darauf hin, wie wir uns als Verband Integrierte Mediation verstehen. Zum anderen legt er unser Konzept der Mediation offen und die daraus resultierende Vision, dass und wie es gelingt, dass Menschen einander verstehen. Auch wenn sie im Konflikt überhaupt kein Interesse daran haben, ist das Verstehen der Schlüssel für jede Entscheidung. Je mehr es gelingt, den Konflikt in all seinen Aspekten zu begreifen, umso leichter fällt die Lösung. Jetzt kommt es darauf an, dass Streitparteien dasselbe begreifen, damit sie zusammen die optimale Entscheidung treffen können.

Nach unserem Verständnis ist die Mediation eine Verstehensvermittlung. Wenn alle das gleiche verstehen und die Entscheidungen auf ein abgestimmtes Verständnis aufbauen, wird der Weg in die einvernehmliche Lösung erkennbar.

Sie denken das geht nicht, wo die Gegenseite doch so verquere von der Realität abweichende Vorstellungen hat und auch charakterlich nicht in der Lage ist, die Wahrheit zu begreifen? Doch es geht. Die integrierte Mediation kommt selbst noch bei hoch eskalierten Konflikten zum Einsatz. Ihre Besonderheit ist der kognitive Zugang zur Mediation. Deshalb weiß die Integrierte Mediation, wie und welche Hindernisse aus dem Weg zu räumen sind, die Menschen davon abhalten, eine vernünftige, auch von der Gegenseite akzeptierte Lösung, zu finden.

Mediation ist anders

Es gibt viele Auffassungen, ob und wann die Mediation möglich ist oder nicht und welche Erfolgschancen ihr beigemessen werden. Oft wird die Mediation nur als eine optimierte Form des Verhandelns beschrieben. Sie wird als eine bessere und billigere Alternative zum Gericht vorgestellt. Der Vergleich mit dem Gericht und anderen herkömmlichen Verfahren ist jedoch ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Die Mediation ist anders, zumindest nach dem Konzept der Integrierten Mediation. Sie ist die Antwort auf die auf der Startseite zitierte Erkenntnis Albert Einsteins, dass nur ein anderes Denken aus dem Problem herausführen kann. Spätestens die Integrierte Mediation führt in ein anderes Denken. Einfach und verkürzt dargestellt, wickelt sie den Entscheidungsprozess rückwärts ab.

Was bedeutet „Die Idee“?

Der Begriff Integrierte Mediation steht einmal für den Verband und zum anderen für die Idee der Mediation. Die Idee hat Auswirkungen auf das Mediationsverständnis. Die Einführung des Begriffs war erforderlich, um die Leistungsfähigkeit der Integrierten Mediation von anderen Erscheinungsformen abzugrenzen. Laut der Wiki to Yes Mediationendatenbank gibt es etwa 150 unterschiedliche Varianten. Wer soll da noch durchblicken?

Mit Hilfe der Wiki to Yes Mediationssystematik lassen sich alle Varianten und  Erscheinungsformen der Mediation zuordnen. Das ist ein wichtiger Schritt, um die Leistungsfähigkeit der jeweils angebotenen Mediation zu bestimmen. Die Systematik unterscheidet folgende Klassen:

  1. Mediationsverständnis: Das Mediationsverständnis bildet den Oberbegriff. Ihm müssen alle Varianten und Erscheinungsformen entsprechen. Das Mediationsverständnis kann jedoch sehr weit gefasst werden, sodass es eine Spezifizierung bedarf. Diese erfolgt anhand der unterschiedlichen Konzepte.
  2. Mediationkonzepte: Die Mediationskonzepte verdichten das Mediationsverständnis. Sie ergeben sich aus der wissenschaftlichen Herleitung. Gängig ist die Herleitung aus der mit dem Harvard Konzept spezifizierten Verhandlungstheorie. Die Integrierte Mediation leitet die Mediation aus der Kognition her. Sie erkennt, dass eine Verhandlung stets von Menschen ausgeführt wird, die Informationen aufnehmen verarbeiten und weitergeben müssen. Über die Kognition leitet die integrierte Mediation alle Anforderungen her, die dafür erforderlich sind.
  3. Mediationsmodelle:  weil der Begriff der Mediationsarten unterschiedlich verwendet wird, die integrierte Mediation den Begriff der Mediationsmodelle eingeführt. Die Modelle beschreiben die Bearbeitungstiefe, die sich am Streitkontinuum ausrichtet. Gängig sind die evaluative, die facilitative und die transformative Mediation. Die Modelle lassen sich mit der integrierten Mediation erweitern, die in der Lage ist sowohl den Mediationsradius als auch die Bearbeitungstiefe an die Gegebenheiten des Falles anzupassen.
  4. Mediationsformen: Die Mediationsformen beschreiben Rahmenbedingungen, unter denen die Mediation ausgeführt wird. Gängig ist die Unterscheidung zwischen Co-, Team-, Shuttle- oder Online-Mediation usw.
  5. Mediationsfeld: Das Mediationsfeld wird oft mit den Fachmeditationen gleichgesetzt und verwechselt. Gängig ist die Unterscheidung zwischen Familien-, Erbschafts- Wirtschaftsmediation usw. Weil die Integrierte Mediation weiß, dass ein Konflikt sich nicht von der Fachlichkeit beeindrucken lässt, stellt sie auf den Anwendungsbereich ab. Die Familienmediation wäre dann eine Mediation in einer Familienangelegenheit. Sie lässt sich ohne Weiteres mit einer Mediation in einer Wirtschaftsangelegenheit kombinieren. Das Anwendungsfeld definiert die erforderliche Feldkompetenz des Mediators.
  6. Mediationsstil: Der Mediationsstil betrifft die persönliche Note des Mediators und seine individuelle Herangehensweise. Oft ist von einem aktiven Stil die Rede. Aus der Sicht der integrierten Mediation ist der Stil am besten geeignet, der zu dem Verhalten der Parteien passt. Der Mediator muss in der Lage sein, sich darauf einzustellen.

Was ist das Besondere?

Die Besonderheit der integrierten Mediation besteht darin, dass sie die Kompetenz der Mediation in den Vordergrund stellt und nicht das Verfahren. Sie beschreibt die Mediation als eine Art des Denkens, das immer und überall anwendbar ist. Als ein gedanklicher Prozess kann die Integrierte Mediation auch virtuell im Hintergrund ablaufen.

Als ein Prozess des Denkens lässt sie sich in alle Verfahren integrieren. Die Verfahren sind nicht mehr als Container, in denen die Mediation ihre Methoden ablegt, um ihre Kompetenz zur Geltung zu bringen. Ist der Verfahrensrahmen, also der Container, groß genug, lässt sich die Mediation methodisch auch in anderen Verfahren verwirklichen. Das ist der Grund warum die Integrationsfähigkeit der Mediation schon durch die Bezeichnung Integrierte Mediation nach vorne gestellt wird. Integration heißt die Herstellung eines Ganzen. Wenn das Ganze die vollständige Konfliktbeilegung ist, kommt die Mediation diesem Anspruch nahe, indem sie Entweder anderen Verfahren ihre Methodik zur Verfügung stellt oder die Methodik anderer Verfahren in sich aufnimmt.

Der wissenschaftische Hintergrund

In unserem Verständnis ist die Mediation weder ein Bauchgefühl noch ein Zufall. Üblicherweise wird die Mediation auf das Harvard-Konzept und die Verhandlungstheorie zurückgeführt. Daneben gibt es viele Theorien, die Phänomene in der Mediation beschreiben. So lassen sich zwar wesentliche Grundsätze der Mediation herleiten, nicht aber der innere Zusammenhang des Prozesses selbst. Die Herleitung des Vorgehens, die Beschreibung der Elemente und Bausteine und deren logisches Zusammenwirken ergeben sich erst aus einer Theorie, die in der Lage ist, den mediationstypischen Prozess im Detail zu beschreiben. Eine Theorie, die den Namen Mediationstheorie verdient, muss darlegen können, was und warum es den Parteien wie ermöglicht wird, selbst zu lösungsführenden Erkenntnissen zu gelangen.

Die einzige Theorie die dazu bisher in der Lage ist, ist die kognitive Mediationstheorie von Arthur Trossen. Sie wurde aus den Erfahrungen der Integrierten Mediation und der Notwendigkeit heraus entwickelt, die Mediation auch jenseits der Verfahrensformalien gegen andere Vorgehensweisen abgrenzen. Sie belegt, warum eine Verhandlung, die mit aktivem Zuhören angereichert ist, zwar die Verhandlungsqualität verbessert, aber keine Mediation sein kann. Sie belegt auch, warum die Verwendung sogenannter mediative Techniken in einem anderen Verfahren keine Mediation sein kann.

Positiv formuliert beschreibt die kognitive Mediationstheorie was erforderlich ist, damit sich der Erkenntnisprozess der Mediation verwirklichen kann. Sie identifiziert die funktionalen Einheiten der Mediation, die sie in der Logik der Mediation zusammensetzt. Sie identifiziert die Strukturen und setuert den Informationsfluss über Dimensionen, in dene sich die Variablen der Komplexität wiederfinden.

Über den stringent methodischen Zugang erweitert sich nicht nur der Mediationsradius, also der Anwendungsrahmen der Mediation, sondern auch die Qualität in der Mediation.

Unsere Vision ergibt die Herangehensweise

Die Stärkung der Mediation ist nicht nur ein Anliegen des Gesetzgebers. Was aber genau will er stärken? Geht es um die Nachfrage nach einer Dienstleistung, die zur Entlastung der Gerichte beitragen soll oder geht es um mehr? Worum geht es den Verbänden und Kammern, die sich die Mediation auf die Fahne geschrieben haben?

Uns jedenfalls geht es um mehr als die Etablierung einer Dienstleistung und die Schaffung eines Marktes. Für uns ist die Stärkung der Mediation synonym zu verstehen mit der Stärkung des Menschen. Es geht es um das einander Verstehen. Es geht darum, diese Kompetenz dem Menschen nutzbar zu machen. Die Dienstleistung ist dabei nur ein Aspekt des Potenzials, das sich hinter der Mediation verbirgt und leider oft verkannt wird.

Wenn die Mediation eine Art des Denkens, also eine Haltung beschreibt, ergibt sie ein Potenzial, das sich nicht nur auf ein Verfahren i.S.d. Mediationsgesetzes beschränkt. Die Form ist kein Hindernis mehr. Und genau hier erfüllt sich die Vision der Integrierten Mediation. Stellen Sie sich vor, die Verfahren bilden kein Hindernis mehr. Sie können die Mediation immer und überall zur Anwendung bringen. Auch wenn der Gegner dem verfahren gar nicht zustimmt.

So verstehen wir uns lautet der Claim im Logo des Verbandes. Er verweist nicht nur auf unser Selbstverständnis. Er weist auch darauf hin, dass die Mediation ein Weg des einander Verstehens sein kann. Und genau darin sehen wir unseren Auftrag zur Stärkung der Mediation.

Die integrierte Mediation versteht sich als Fürsprecherin der Mediation. Mediation integrieren heisst für uns, ein Ganzes herzustellen. Das Ganze betrifft die Frage was worein zu integrieren ist. Versteht man die Mediation als einen Kognitionsprozess mit durchaus philosophischem Anspruch, bedeutet Integrierte Mediation letztlich eine in die Gesellschaft integrierte Mediation. Dabei gibt die Mediation selbst den Maßstab vor, was wie zu implementieren ist.

Die Merkmale der Integrierten Mediation

  1. Die Integrierte Mediation lässt sich auf alle Aspekte des Falles ein und bewältigt die dahinter verborgene Komplexität so weit wie möglich.
  2. Die Integrierte Mediation umfasst alle Dimensionen des Streitkontinuums.
  3. Die Integrierte Mediation wickelt den Entscheidungsprozess rückwärts ab, sodass der Nutzen in den Vordergrund gestellt wird.
  4. Die Integrierte Mediation räumt die Hindernisse aus dem Weg, die es den Parteien verwehren, selbst die Lösung zu finden.
  5. Die Integrierte Mediation erweitert den Anwendungsradius der Mediation mit Hilfe der Integration.
  6. Die Integrierte Mediation kommt auch bei hoch eskalierten Konflikten zur Geltung
  7. Die Integrierte Mediation …

Mediation (er)leben

Nicht drüber reden, Anwenden heisst unser Motto!

Die eigentliche Herausforderung besteht in der Umsetzung dessen, was die Integrierte Mediation ausmacht. Formell helfen uns die Standards und natürlich die organisatorischen Akte wie die Satzung, auf deren Grundlage wir uns organisieren. Erfahren Sie mehr über den Verband, seine Struktur, die Protagonisten und Aktivitäten auf den folgenden Seiten.