Mediation ist für mich ein Verständigungsverfahren mit dem Ziel, dass Menschen sich über ihre größten Differenzen hinweg wieder annähern und einigen, – je weiter weg voneinander und unverstandener sie sich anfangs auch fühlten. Es geht nicht darum, sich irgendwo in der Mitte zu treffen, um einen Kompromiss zu finden. Im Kompromiss steckt immer noch das Gefühl, etwas verloren zu haben. Der Kompromiss dient vor allem einer Vermeidung, dass der Konflikt wieder aufbricht, nicht aber der grundsätzlichen Lösung. Anders als die Mediation, die eine Einigung anstrebt, worin man sich über alle Unterschiede hinweg verstehen, wenn nicht sogar im Gegensatz zum anderen wiedererkennen kann.

Mediation ist eine Kunst, aber keine Zauberei. Es gibt eine Vorstellung von Mediation, wonach der Mediator selbst nichts macht, er/sie quasi ein Niemand ist, der selbst durch Prinzipen „vermittelt“ wird, auf die er keinen Einfluss hat. Nach der sog. Systemtheorie ordnen sich die Dinge von selbst, wenn man sie nur lässt. Dieses „Order-from-Noise-Prinzip“ („Ordnung aus Unordnung“), beruht darauf, dass die Natur schon aus sich heraus Ordnung schafft und die Welt im besten Sinn gestaltet. Wissenschaftliche Versuche haben gezeigt, dass dies tatsächlich so funktioniert. Möglicherweise gäbe es uns Menschen sonst gar nicht. In diesem Sinne ist Mediation etwas, das uns hilft, wieder zu unserem natürlichen Zustand als lebendige, freie Wesen zurückzukehren.