Praktische Anwendung und Methodik
der Integrierten Mediation
Die Idee – Teil 4 von 5
Die Herangehensweise der Integrierten Mediation
Die Integrierte Mediation stellt weit mehr als ein theoretisches Konzept dar – sie bietet einen effektiven Weg, um Konflikte in verschiedensten Kontexten zu lösen. In diesem Abschnitt erläutern wir die praktische Anwendung der Integrierten Mediation und geben einen Eindruck vom geforderten Know-how.
Das Verfahren als Ausgangspunkt
Den Ausgangspunkt bildet das Verfahren. Es ist der Rahmen, in dem sich der Mediator bewegen kann. Um die Bedeutung des Verfahrens besser zu verstehen, haben wir die Containertheorie entwickelt. Sie besagt, dass das Verfahren wie ein Container auf einem Containerbahnhof lediglich eine Hülle darstellt, die gefüllt werden kann. Was in den Container hineinkommt, sind die Methoden. Im Falle des Mediationsverfahrens sind das Verfahren und die Methoden optimal aufeinander abgestimmt. Kommt die Mediation (methodisch) in anderen Verfahren zum Tragen, muss darauf geachtet werden, dass der Container groß genug ist, um weitere Methoden einzubeziehen. Das ist in der Regel der Fall. Besonders dann, wenn die Mediation als ein Erkenntnisprozess der Verstehensvermittlung angesehen wird. Verstehen ist überall möglich.
Integrierte Mediation als Gedankengang
Oft wird die Mediation mit nur EINER Methode beschrieben und DER Methode gleichgesetzt. Wenn die Methode das Know-how beschreibt, wie man von A nach B kommt, muss sie die verschiedenen Schritte abbilden, die sich aus der Mediation ergeben. Wer den Prozess hinter der Mediation genau betrachtet, wird bemerken, dass die Mediation zumindest im Verständnis der Integrierten Mediation keinen linearen Prozess abbildet. Ein linearer Prozess würde die Gedanken in das Problem hineinführen. Das wollen wir aber gerade vermeiden. Auf den kognitiven Vorgang abstellend, werden die gedanklichen Ebenen mehrfach gewechselt. Die Schritte des so zu beschreibenden Gedankenganges lassen sich an den Phasen ablesen. Sie bilden die jeweils zu erreichenden Etappenziele ab, die mit der Mediation abzuarbeiten sind. Jede Phase gibt dem Mediator und den Parteien einen anderen Arbeitsauftrag. Sogar die Art des Denkens wird von Phase zu Phase gewechselt. Es ist faszinierend zu beobachten, dass und wie die Mediation mit den unterschiedlichsten und sogar mit inkompatiblen Denkweisen umgehen kann. Sie kann logisches Denken mit dialektischen Denken kombinieren und juristisches Denken mit psychologischem und so weiter. Die Kombination wird möglich, durch eine Sequenzialisierung, die sich auf die Methodik auswirkt.
Integrierte Mediation als Methodenkonglomerat
Wenn jede Phase dem Mediator und den Parteien einen anderen Arbeitsauftrag gibt, kann die spezifische Herangehensweise der Mediation nur dann korrekt beschrieben werden, wenn jede Phase einer ihr eigenen Methode entspricht. Die Integrierte Mediation geht davon aus, dass die Mediation mindestens 7 Methoden miteinander kombiniert. Neben den Methoden, die zur Abwicklung der Phasen herangezogen werden, gibt es noch die phasenübergreifenden Methoden der Steuerung und der Qualitätssicherung. Um die Wirkung der Mediation zur Geltung zu bringen, kommt es entscheidend darauf an, die Methoden in der vorgegebenen Mediationslogik miteinander zu kombinieren und aufeinander abzustimmen.
Techniken und Werkzeuge der Integrierten Mediation
Die Techniken sind von den Methoden zu unterscheiden und mit den Werkzeugen gleichzusetzen. Indem sie an der vorgegebenen Methodik ausgerichtet werden, geben sie der Werkzeugverwendung eine auf die Mediation abgestimmte Zweckausrichtung. Nehmen Sie das aktive Zuhören als ein Beispiel. Die Technik ändert ihre Erscheinung je nach dem Verwendungszweck. Das aktive Zuhören kann zur Therapie verwendet werden. Es ändert jedoch seinen Charakter, wenn es für die Mediation eingesetzt wird. Mithin ergibt sich ein logischer Zusammenhang, wo die Methoden auf das Verfahren, oder besser gesagt, auf den Prozess und die Techniken auf die Methoden abgestimmt werden. Indem das eine am anderen orientiert wird, stellt sich eine Konsistenz her, mit der sich die korrekte Durchführung der Mediation sicherstellen lässt.
In der Praxis nutzt die Integrierte Mediation eine große Auswahl an Techniken und Werkzeugen aus verschiedenen Disziplinen. Dazu gehören zum Beispiel Techniken, um die Kommunikation zu verbessern, Interessen und Bedürfnisse zu klären und Kreativität bei der Suche nach Lösungen zu fördern. Auch Techniken, die bei der Entscheidungsfindung helfen, kommen zum Einsatz. Alle Techniken sind flexibel einzusetzen. Sie können an die jeweilige Situation angepasst werden, solange sie den Erkenntnisprozess fördern und dem zugrunde liegenden Mediationsverständnis nicht zuwiderlaufen.
Konsequenzen für die praktische Anwendung
Indem nicht das Verfahren (also der Container) nach vorne gestellt wird, sondern die Methoden (also die Inhalte des Containers), verändert sich das Bild der Mediation. Das Know-how gerät in den Mittelpunkt der Betrachtungen. Deshalb ist die Mediation für uns kein formgebundenes, stures Abwickeln der Phasen mit willkürlich eingesetzten Techniken. Alles hängt miteinander zusammen. Wer das erkennt, steigert nicht nur die Qualität des Vorgehens. Er kann es auch beliebig einsetzen.