In einem der vielen, anregenden Gespräche mit Martin Sauer, dem Programmierer und Gestalter dieser Webseiten und inzwischen auch ein Fachmann für Mediation, kam das Thema auf, inwieweit die KI in der Lage sei, die Feinheiten der Mediation zu durchschauen. Herr Sauer fragte ChatGPT zunächst nach der integrierten Mediation. Die Antworten waren nett, aber nicht hinreichend präzise, um Unterschiede zu anderen Schulen ausfindig zu machen. Daraufhin fragte Harr Sauer ChatGPT-01 (neueste Version) das Folgende: “Was ist der Unterschied zu anderen Schulen der Mediation?”. Jetzt antwortete ChatGPT folgendes:
Die verblüffende Antwort von ChatGPT
“Der Grundgedanke der integrierten Mediation nach Arthur Trossen ist, dass Mediation nicht nur als zeitlich abgegrenztes Verfahren („wenn es knallt, machen wir eine Mediation“) aufgefasst wird, sondern als durchgängige, begleitende Haltung oder „Grundkompetenz“ in unterschiedlichen Konflikt- und Kommunikationssituationen. Ein paar wesentliche Unterschiede zu anderen Mediationsschulen sind:
- Kontinuierliche Einbettung
- Statt die Mediation erst bei einem eskalierten Konflikt einzusetzen, wird sie in der integrierten Mediation von Anfang an in Planungs- und Entscheidungsprozesse eingebunden.
- Ziel: Konflikten frühzeitig vorbeugen oder sie schneller „entkrampfen“, indem man mediative Techniken bereits in die alltägliche Kommunikation integriert.
- Prozess- vs. Verfahrensperspektive
- Bei klassischen Mediationsschulen wird oft ein lineares Verfahren mit klaren Phasen (z. B. fünf- oder sechsphasiges Modell) durchlaufen.
- Die integrierte Mediation löst diese Phasentrennung etwas auf und betont, dass mediatives Vorgehen fortlaufend eingesetzt werden kann – auch außerhalb formaler Sitzungen.
- Fokus auf Selbstverantwortung
- Während andere Ansätze teils stärker auf Moderation durch den/die Mediator*in setzen, legt die integrierte Mediation großen Wert darauf, dass die Konfliktparteien (oder alle Beteiligten in einem Prozess) die Verantwortung für ihre Kommunikation aktiv übernehmen.
- Der/die Mediator*in unterstützt zwar strukturell und methodisch, aber der eigentliche „Motor“ der Konfliktlösung bleibt bei den Beteiligten.
- Breitere Anwendungsfelder
- Klassische Mediation wird häufig in klar abgesteckten Settings (z. B. Familienrecht, Wirtschaftsmediation, Baukonflikte) angewendet.
- Der integrierte Ansatz sieht Mediation als Grundhaltung, die auch in Projektmanagement, Teamleitung, Führungsaufgaben oder Beratungsprozessen Anwendung finden kann – also überall dort, wo Verständigung und Konfliktprävention wichtig sind.
- Verknüpfung unterschiedlicher Methoden
- Statt sich einer bestimmten Schule strikt zuzuordnen (etwa nur „facilitative“ oder nur „transformative“ Mediation), werden in der integrierten Mediation Methoden aus verschiedenen Richtungen herangezogen, um flexibel auf die jeweilige Konfliktsituation zu reagieren.
Kurz gesagt: Während „klassische“ Mediationsschulen oft ein definiertes Verfahren mit klarer Rollenverteilung vorsehen, will die integrierte Mediation Mediations- und Verständigungsmethoden als durchgängiges Prinzip in verschiedenste Bereiche und Situationen einbetten”.
Von hier aus zum Alleinstellungsmerkmal
Ein Alleinstellungsmerkmal kommt erst auf, wenn sich Unterschiede herausstellen, die andere Konzepte nicht ausweisen können. Einiges lässt sich aus den ChatGPT Ausführungen herauslesen. Bezogen auf das Alleinstellungsmerkmal erscheint die Auskunft aber noch immer wenig aussagekräftig. Die nachfolgend aufgeführten, weiteren Merkmale mögen dazu beitragen, den Unterschied noch deutlicher herauszustellen:
- Integrierte Mediation ist wissenschaftlich fundiert
- Die integrierte Mediation lässt sich auf eine Mediationstheorie zurückführen.
- Die kognitive Mediationstheorie wurde aus den Erkenntnissen der integrierten Mediation entwickelt.
- Sie beschreibt warum was wie in der Mediation zu geschehen hat, damit sie zu einem hochwertigen Ergebnis führt.
- Integrierte Mediation ist nutzenorientiert
- Die Mediation wird als lösungsorientiert beschrieben. Die integrierte Mediation ist nutzerorientiert.
- Ihr Fokus liegt auf dem Nutzen, der sich über die Motive satt den Interessen erschließt.
- Integrierte Mediation ist ein Erkenntnisprozess
- Die Mediation wird als ein in sich stimmiger, logisch aufeinander aufbauender Gedankengang begriffen
- Der Gedankengang verläuft untypisch, indem der Entscheidungsprozess rückwärts abgewickelt wird.
- Die Gedanken werden in verschiedene Gedankenwelten geführt.
- Integrierte Mediation ist mehrdimensional
- Die integrierte Mediation deckt alle Dimensionen des Streites und des Konfliktes ab
- Sie ist nicht nur ein strukturiertes Verfahren, sondern ein strukturierender Prozess
- Die Möglichkeit zur Dimensionierung erlaubt es, sich der Komplexität zu stellen.
- Integrierte Mediation ist eine Sphäre
- Die Mediation ist ein Metaverfahren das eine eigene Sphäre bildet, die sich vom realen Geschehen abgrenzt
- Der Mediator ist die personifizierte Metaebene
- Die integrierte Mediation kann hoch eskalierte Konflikten, Konflikte mit traumatisierten Parteien und mit Gewalthintergründen bewältigen.
Wir haben das Alleinstellungsmerkmal übrigens auf der Webseite in dem Beitrag Die Anwendung der integrierten Mediation vorgestellt. Die Wortwahl ist anders. Entscheidend ist, was die Nachfrage daraus macht. Die Ausführungen von ChatGPT mögen eine Anregung sein. Wenigstens belegen sie, dass die integrierte Mediation in der Außenwelt als solches wahrgenommen wird.
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