Die Forschung geht davon aus, dass der Begriff Mediation in der Bevölkerung inzwischen schon sehr bekannt sei. Belege dafür finden sich mit kritischen Anmerkungen ist den Forschungsbeiträgen bei Wiki to Yes. Die Realität scheint eine andere zu sein. Immer wieder wird von Praktikern berichtet, dass selbst große Unternehmen nicht wissen, dass es Mediation gibt. Und wenn Sie den Begriff tatsächlich schon einmal gehört haben, wissen sie nicht genau wann, wofür und wie sie eingesetzt werden kann.  Es gibt viele Bemühungen von Mediatoren und Verbänden, die Mediation bekannter zu machen. Wenn die Mediation das kann, was sie verspricht, wäre es konsequent, wenn sie häufiger genutzt wird. Wir müssen uns also fragen, ob die Bemühungen der Verbände, uns eingeschlossen, zielführend sind.

Das Alleinstellungsmerkmal

Unser satzungsgemäßer Auftrag lautet, die integrierte Mediation zu fördern. Der Auftrag umfasst die Förderung der Mediation im Allgemeinen. Das eine geht nicht ohne das andere. Wir sind also auch gehalten, die Bekanntheit der Mediation zu steigern. Um dieses Ziel zu erreichen, bemühen wir uns auch um Kooperationen. Eine konzertierte Aktion aller Verbände hat sich bis heute jedoch nicht ergeben. Das hat den Hintergrund, dass die Verbände und Mediatoren, die sich für die Mediation einsetzen, genug damit zu tun haben, sich selbst nach vorne zu bringen. Das Interesse haben wir natürlich auch. Was hilft es, wenn wir Werbung für Mediation machen, wenn dadurch die Mitbewerber gefördert werden  und der Interessent schließt sich aufgrund unserer Werbung einem anderen Verband anschließt oder einen anderen Mediator wählt?

Das Phänomen ist häufig zu beobachten. Zu beobachten ist auch, dass die Teilnehmer bei einer gemeinsamen Konferenz mit anderen Verbänden zwar von der Mediation überzeugt werden können. Sie wissen aber nicht, welchem Verband sie sich jetzt anschließen sollen. Es ist gar nicht mehr klar, aus welchen Zutaten die Suppe besteht. Worin unterscheiden sich die Verbände, wenn sie alle das gleiche Ziel verfolgen?

Im Marketing wird dieser Unterschied mit der sogenannten USP, der Unique Selling Proposition oder dem Alleinstellungsmerkmal herausgestellt. Schaut man sich die Werbung der Verbände und der Mediatoren an, kommt dieses Alleinstellungsmerkmal sowohl hinsichtlich der Mediation im Verhältnis zu anderen Verfahren wie auch hinsichtlich der eigenen Aufgabenstellung nicht deutlich heraus. Belege für diese Behauptung finden sich im Wiki bei den Beiträgen über das Angebot und den Wettbewerb in der Mediation.

Die Coopetition

Es gibt eine Lösung für das Dilemma, dass wir mit der Werbung für das eine zwangsläufig auch den Mitbewerber unterstützen. Es passt nicht nur zur Mediation, einfach zu behaupten, die Mitbewerber hätten doch keine Ahnung, nur weil ich deren Andersartigkeit und den eigenen USP nicht beschreiben kann. Das Konzept, das wir verfolgen möchten und das aus dem Dilemma herausführt heißt Coopetition. Coopetition ist eine Kombination der Worte Cooperation und Competition. Die Kooperation erfolgt im Bereich der Produktentwicklung, in unserem Fall also der Frage des Mediationsverständnisses und der Ausbildung der Mediation. Die Competition, also der Wettbewerb erfolgt im Bereich des Vertriebs, also des konkreten Angebots. Mit dieser Unterscheidung stellen sich verschiedene Ebenen her, die eine Herangehensweise für eine wirkungsvolle Entwicklung und Bekanntmachung der Mediation nahelegen.

Mediationsverständnis

Unseren Beobachtungen zufolge, wird das Verständnis der Mediation und damit auch ihre Wahrnehmung in der Bevölkerung dadurch erschwert, dass der Begriff Mediation geradezu willkürlich verwendet wird und schwer gegen andere, konventionelle Dienstleistungen und Verfahren abzugrenzen ist. Wenn Sie genau hinschauen, tut sich selbst die Fachwelt schwer, wenn sie die Mediation von der Schlichtung, den restaurative Circles,  der moderierten Verhandlung, der Supervision, der Güterichterverhandlung und anderen ähnlichen Verfahren abgrenzen soll. Was hilft es der Mediation, wenn jemand, nur um sich nach vorne zu stellen, eine neue Begriffskombination einführt, die zwar den Anschein eines Alleinstellungsmerkmal hat aber nicht mehr bewirkt, als den Kunden zu verwirren?

Der Kunde möchte Klarheit und Verlässlichkeit. Er will wissen warum er was kaufen soll. Er muss wissen, welchen konkreten Bedarf das Produkt decken kann. Tatsächlich erlaubt die Vielfalt der Mediation unterschiedliche Bilder und Herangehensweisen. Was alle gemein haben sollten, wäre ein übereinstimmendes Mediationsverständnis. Aus der Definition im Mediationsgesetz lässt sich das nicht herleiten.

Wir lösen das Problem, das jeweilige Mediationsangebot zu verifizieren, indem wir der Mediationssystematik folgen, die im Wiki to Yes vorgestellt wird. Sie wurde aus den Erfahrungen der Integrierten Mediation entwickelt. Mit ihr gelingt eine klare Abgrenzung aller Erscheinungsformen der Mediation. Davon gibt es mehr als genug. Das Mediationsverzeichnis hat bereits mehr als 180 verschiedene Varianten allein im deutschsprachigen Raum erfasst. Mit der systematischen Zuordnung wird es übrigens auch möglich, die Falsifikate aufzudecken.

Unterscheidbarkeit

Den Ausgangspunkt bildet stets das Mediationsverständnis. Innerhalb dieses Verständnisses lassen sich die Unterschiede an Mediationskonzepten messen. Die Konzepte beschreiben die zugrunde liegende Lehre. Die Integrierte Mediation folgt dem sich aus der kognitiven Mediationstheorie ergebenden Konzept. Daraus ergibt sich ein Unterscheidungsmerkmal zu anderen Herangehensweisen, die lediglich auf das Harvard-Konzept zurückzuführen sind.

Die Ausprägung und Unterscheidung von den unterschiedlichen Lehren der Mediation, betrifft die Kooperationsebene. Sie bildet die Konzepte als Bestandteil der Mediation heraus. Die Bewerbung der Konzepte fällt in den Bereich des Wettbewerbs. Mit dieser Unterscheidung trägt der Wettbewerb trägt dazu bei, dass sich die Mediation weiterentwickelt und das Bild, was Mediation ist, klarer kommuniziert werden kann.

Awareness und Marketing

Das Konzept der Coopetition legt die deutliche Unterscheidung zwischen der Awareness, also der Bekanntmachung der Mediation in ihren verschiedenen Konzepten, und  ihrer Vermarktung nahe, wo es darum geht, entweder Mitglieder oder Kunden für das eine oder andere zu werben. Die Bekanntmachung der Mediation ist eine Aufgabe aller Verbände. Sie sollten sich zusammentun, um den USP der Mediation herauszustellen und ihre Bandbreite zu ermitteln. Dann wird auch klar, wofür jeder Verband genau einsteht.

Die konkrete Vermarktung ist eine Aufgabe der Anbieter, also der Mediatoren. Wir trennen die Ebenen, indem sich der Verband zur Awareness verpflichtet und die Mitglieder im Marketing unterstützt. Die Werbung zählt zu den Aufgaben des Verbands. Sie wird im Portfolio Werbung verwaltet.