Naiv wie ein kleines Kind – Das CBM Training
CBM, internationale und interkulturelle Mediation
Die Bedeutung der Konfliktbewältigung zwischen Kulturen und Nationen wird immer größer. „Die Mediation gibt ganz unterschiedliche Zugänge und Möglichkeiten der Konfliktbewältigung auf internationaler und interkultureller Ebene“, sagt der Studiengangsleiter Arthur Trossen. „Die Cross Border Mediation ist die Königsdisziplin der Mediation“, führt er fort.
Die Erkenntnis hat sich nicht nur aus seinen eigenen Erfahrungen im Umgang mit internationalen und interkulturellen Fällen ergeben. Sie war auch das Ergebnis eines EU-Projektes, bei dem Arthur Trossen für die nationale Koordination verantwortlich war. „Am spannendsten“, so sagt er, „waren die Gespräche mit erfahrenen Mediatoren aus der ganzen Welt. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass ein CBM Mediator naiv sein muss, wie ein kleines Kind“. Das bedeutet, er braucht eine noch größere Aufmerksamkeit für die Phänomene des menschlichen Miteinanders und er muss auch das in Frage stellen können, was uns allen so selbstverständlich erscheint und wir nicht mehr zu hinterfragen pflegen. Sobald der Mediator international tätig wird, muss er zugleich sehr erwachsen sein. Jetzt kommt es zusätzlich darauf an, mit den Möglichkeiten der Mediation virtuos umzugehen und vor allem auch die rechtliche Hintergründe zu erkennen. Er muss wissen, dass das internationale Recht ein Kollisionsrecht ist und das Verfahren so abstimmen, damit nicht nur die Mediation, sondern auch die Abschlussvereinbarung der Parteien erfolgreich und sicher ist.
Warum Inter-Mediation?
„Eigentlich greift der mit der EU-Richtlinie zur Mediation eingeführte Begriff der CBM (grenzüberschreitenden) Mediation zu kurz“, sagt Prof. Dr. Frank Diedrich. „Genau genommen muss zwischen der CBM und der internationalen Mediation unterschieden werden“ (siehe den Beitrag zur Inter-Mediation).
Die Integrierte Mediation, die als Verband hinter der ZFH Ausbildung „Interkulturelle Mediation“ steht, spricht deshalb schon von der Inter-Mediation. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass eine gute Ausbildung in diesem Bereich stets die rechtlichen und die kulturellen Aspekte im Blick haben muss.
Seminarursprung
Die ZFH bietet ein 2-tägiges Seminar zur Inter-Mediation an. Weil der Schwerpunkt auf den interkulturellen Besonderheiten liegt, wird das Seminar jedoch als interkulturelle Mediation bezeichnet. Die Ausbildung geht auf das EuroNetMed-Projekt zurück, mit dem die Entwicklung eines Ausbildungskonzeptes und die Durchführung einer Ausbildung zum Cross Border Mediator seitens der EU gefördert wurde.
Das nunmehr im November stattfindende Seminar ist die logische Fortführung dieses Projektes unter Auswertung und Verwertung aller Erkenntnisse und Materialien, die mit diesem Projekt gewonnen wurden.
Gegenstand, Ziel und Angebot
Bei der interkulturellen Mediation geht es um die Kommunikation in Streitfällen im multi-, inter- und transkulturellen Kontext. Es wird der Unterschied zwischen der interkulturellen Kommunikation und der interkulturellen Mediation erarbeitet, wobei das Eine nur wenig mit dem Anderen zu tun hat. Die interkulturelle Mediation ist der umfassendere Rahmen.
Kultur beeinflusst die Kommunikation mehr als wir denken. Kulturelle Unterschiede sind oft der Anlass zu Missverständnissen, die sich dann gerne – bewusst oder unbewusst – zu Konflikten ausweiten. In einer multikulturellen Gesellschaft ist die interkulturelle Kompetenz eine wichtige Bedingung für ein friedliches und konfliktfreies Zusammenleben. Das Erkennen von Missverständnissen ist in diesem Anwendungsbereich noch anspruchsvoller als bei binnenkulturellen Streitigkeiten. Dieses Seminar ist deshalb für Mediatoren besonders geeignet, die ihre Kompetenz in der Kommunikation und der Konfliktbeilegung erweitern möchten.
Das Seminar vermittelt die wesentlichen Kenntnisse über den Umgang mit Kulturen, die kulturbezogene Kommunikation, interkulturelle und internationale Konflikte und Konfliktfelder, die verschiedenen Formen der Mediation aus einer internationalen Sicht sowie Techniken zur Streitbeilegung über große Distanzen. Es wird ein Handbuch zur Verfügung gestellt. Daneben werden praktische Übungen angeboten.
Das Training beginnt am 4.11.2013 um 10 Uhr und endet am 5.11.2013 um 17 Uhr. Ihre Trainer sind: Arthur Trossen und Prof. Dr. Frank Diedrich. Beide sind in der Bewältigung von Konflikten im internationalen Kontext selbst praxiserfahren. Sie werden eigene Fälle einbringen und können den Teilnehmern aus ihrer Erfahrung im Umgang mit diesen berichten.
Die Teilnehmerzahl ist auf 16 festgesetzt. Die Kosten betragen nur 350 EUR.
Eine Anmeldung ist erforderlich.
Anmeldung bei der ZFH unter www.zfh.de/zertifikat/interkulturelle-mediation/
Die Teilnehmer erhalten ein Zertifikat über eine 16-stündige Ausbildung, die auch zur Aufstockung einer Vorausbildung und gegebenenfalls auch zur Zertifizierung als Mediator verwendet werden kann. Teilnehmer können ausgebildete Mediatoren sowie Anfänger und Interessierte sein.
Weitere Informationen: www.zfh.de (Pressemitteilung). Anfragen können auch hier eingereicht werden.
Agenda
Erster Tag Mittagspause (Beginn 10 Uhr)
Einführung
- Begrüßung
- Abstimmung der Agenda und Trainingsinhalte im Detail
Mediation ist nicht gleich Mediation
- Das Kontinuum der Mediation
- Darstellung der Erscheinungsformen, Stile und Mediationsweisen
facilitative, evaluative, transformative, integrierende und sondierende Mediation - Mediation als Konzept und oder Verfahren
Ausgangspunkt, Schnittstelle und Ziel - Der gemeinsame Nenner unter den Verfahren
- Die Mediation „von hinten“
Konflikte
- Der methodische Umgang mit Konflikten
- Konfliktanalyse und Konfliktdiagnose
- Es gibt nicht nur EINE Konflikttheorie
Auseinandersetzung mit den Konflikttheorien, - Notwendigkeit der Konfliktanalyse
- Die Konfliktdiagnose
- Besonderheiten bei internationalen und interkulturellen Streitigkeiten
Erster Tag Mittagspause (ca. 12:30)
Was ist CBM?
- Definitionsversuch
- Internationale Konflikte
- Interkulturelle Konflikte
- Kompetenz des CBM Mediators
- Rechtliche Grundlagen (Internationales Recht)
- Organisatorische Herausforderungen
- Kulturelle Herausforderungen
- Der (erweiterte) Werkzeugkoffer des Mediators
Zweiter Tag, 9:00
Was ist Kultur?
- Kultur und menschliche Prägung
- Kulturelle Gemeinsamkeiten und Besonderheiten
- Multi-, Inter- und Transkultur
- Kulturkonflikte und deren Behandlung
Die Praxis
- Magic of Mediation
Zweiter Tag Mittagspause (ca. 12:30)
Die Praxis (Fortsetzung mit Übungen)
- Ablauf der Mediation bei CBM (Besonderheiten / Abweichungen)
- Fallauswahl
Die Umsetzung
- Einbeziehung in den Ursprungsberuf
- Verwertbarkeit im Unternehmen / in der anwaltlichen Beratung / im Gericht usw.
- Die Notwendigkeit der Vernetzung und Gestaltung von Kooperationen
Abschluss
- Wie geht es weiter und was fang ich damit an?
- Chancen und Bedeutung von EuroNetMed
Die Ausbildungsinhalte orientieren sich an der jeweiligen Zielgruppe. Steht diese und die Teilnehmerzahl fest, kann das Curriculum den Bedürfnissen angepasst werden. Das entscheidet dann über den Umfang der jeweils bereitgestellten Theorie und Praxisanteile.
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