Integrierte Mediation ist die universelle, virtuelle Mediation

Die Integrierte Mediation ist als eine Art der Mediation  (besser: Modell der Mediation) zu klassifizieren. Fälschlicherweise wird die Integrierte Mediation oft nur als die Anwendung mediativer Techniken außerhalb der Mediation angesehen. Diese Einschätzung greift jedoch zu kurz. Sie wird der integrierten Mediation nicht gerecht.

Die Anwendung mediativer Techniken – was das auch immer sein soll – außerhalb der Mediation würde zu nicht mehr führen, als zu einer Verbesserung des Verhandlungsklimas. Wenn ich in einem Krieg nett miteinander spreche, dann mag der Krieg ein netter werden. Es bleibt aber ein Krieg. In dem Verständnis der Integrierten Mediation bedarf es also mehr als nur der Anwendung von Mechanik und Techniken; umso mehr wo die Mediation nicht in den vorgesehenen Bahnen ablaufen kann. Bei genauer Betrachtung bedarf es des gesamten „Werkzeugkoffers“ des Mediators, wenn die Mediation wo und wie auch immer – funktionieren soll. Es bedarf der Strategie, des spezifisch mediativen, präzisen Denkens (um das Wort Haltung zu vermeiden), der Beachtung der Prinzipien und Methodik. Eine der wesentlichen Erkenntnisse der Integrierten Mediation besteht darin, dass der mit der Mediation in genialer Weise beschriebenen Kognitionsprozess nicht nur mechanistisch, sondern auch systemisch abgebildet werden kann. Der Blick wendet sich auf die innere Logik. Sie versucht das jeweilige Verfahren dieser Logik anzupassen. Die Parteien und ihre Problembewältigung stehen im Vordergrund. Das Verfahren ist nur das Mittel zum Zweck, die Toolbox, welche die Parteien auf einem Stück des Weges in die Konfliktbeilegung begleitet. Weil die Integrierte Mediation sich darauf versteht, das Verfahren den Bedürfnissen der Parteien anzupassen (und nicht umgekehrt), wurde sie auch schon als kundennahe Mediation bezeichnet. Die integrierte Mediation geht aber noch weiter. Die für ihre Umsetzung erforderliche Kenntnis des im Hintergrund zu absolvierenden Erkenntnisprozesses lässt sich durchaus auch in anderen Kontexten verwenden. Einzelne Schritte auf dem Erkenntnisprozess werden in anderen Verfahren ebenso vorgehalten. Warum nicht auf diese aufbauen und die fehlenden Elemente ergänzen? Mit dieser elementaren Sicht lässt sich die Mediation bausteinartig zusammenführen. Die Mediation ist dann nicht nur ein Verfahren, sondern ein übergeordnetes Konzept, an dem sich andere Verfahren messen lassen.

So gesehen bildet die Integrierte Mediation eine Klammer, die nicht nur alle Formen der Mediation einschließt sondern auch die Schnittstellen in andere Verfahren, um sie methodisch in einen einheitlichen, übergeordneten Prozess aufgehen zu lassen. Ihre systemische Sicht erlaubt es, alle, auch außerhalb der „reinen“ Mediation verfügbaren Ressourcen einzubeziehen. Die Mediation wird zu einem umfassenden Verhandlungskonzept, auf das sich alle Verfahren beziehen lassen. Ihr erkenntnispsychologischer Schwerpunkt erlaubt es, die unterschiedlichen Denkweisen aufeinander abzustimmen. Das betrifft nicht nur die Denkweise der Disziplinen, bei der – entgegen der Behauptung vieler Mediatoren – das juristische Denken nicht eliminiert sondern einbezogen wird. Die Auseinandersetzung mit den durch die Mediation stimulierten Denkvorgängen erlaubt es auch, den Unterschied zwischen dem westlichen und dem östlichen Modell der Mediation methodisch aufzubereiten. Die integrierte Mediation ist deshalb ein ideales Konzept für die Cross Border Mediation.

Auch wenn die Integrierte Mediation mithin nichts anderes ist als Mediation, ergibt sie – wie die anderen Formen auch – eine unterschiedliche Herangehensweise zur Mediation. Ihr Merkmal besteht darin, alle Formen der Konfliktbeilegung als Ressource miteinander in eine systemische Verbindung zu setzen und einzubeziehen. Die Integrierte Mediation erweitert den Anwendungsrahmen und ist deshalb als eine Mediation sui generis zu etablieren, welche sich auf die grundlegenden Elemente der Mediation zurückführen lässt und die Klammer zwischen den Verfahren und Denkweisen universell und methodisch präszise abbilden kann. Die Integrierte Mediation vermag die jeweils fehlenden Elemente zu lokalisieren, um sie aus dem situativen Kontext herauszufiltern und als Bestandteil des zum Konsens führenden Erkenntnisprozesses ressourcenabhängig vorzuhalten. Das dazu erforderliche, zusätzliche Wissen wurde in den Standards der Integrierten Mediation beschrieben.

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