Container sind Behälter, die den Inhalt bestimmen, der in sie hineingelegt werden kann. Auf das Verfahren bezogen geben sie den Umfang, sowie die Bedingungen und Grenzen sowie die Abläufe und Inhalte vor. Aus ihrer Beschaffenheit lässt sich der Verfahrenscharakter bestimmen. Mit der sogenannten Containertheorie lässt sich das Verhältnis von Verfahren und Methode genau definieren. Die Containertheorie ist ein Schlüssel für den erwetierten Mediationsradius der Integrierten Mediation.

Die unterschiedlichen Konnotationen des Begriffs Verfahren und die Vielfalt der Verfahren in der Konfliktlandschaft führen zu einem notwendigen Zusammenspiel. In gewisser Weise konkurrieren die Verfahren, was sich auf Angebot und Nachfrage auswirkt. Es gibt Schnittstellen und Überschneidungen. Sie ergeben die Notwendigkeit zur Abgrenzung und die Möglichkeit zur Kombination. Wenn die Verfahren wie Container betrachtet werden, wird das Verfahrenshandling, also der Umgang mit den Verfahren, übersichtlicher und leichtgängiger.

Ausgangslage

Generell beschreibt ein Verfahren einen geregelten, in Verfahrensschritte zerlegbaren, nachvollziehbaren und wiederholbaren Ablauf. Für den Jurist definiert sich das Verfahren aus subsummierbaren Regeln. Es beschreibt die juristischen Anforderungen eines Vorganges. Der Psychologe würde mehr auf die dahinter verborgene und mit dem Verfahren zu beschreibende Entwicklung schauen. Es gibt also schon zwei wichtige Sichtweisen, die im Idealfall im Verfahren zusammenkommen sollten, damit es die maximale Reichweite erlangt.

Die Komplexität des Konfliktes korrespondiert mit der Vielfalt und Komplexität der Verfahren, die angetreten sind, den Konflikt bewältigen zu wollen. Obwohl sich manche Verfahren als allzuständig begreifen, ist sowohl ihre Zuständigkeit wie der Wirkungsrahmen immer nur eingeschränkt.

Weil die Verfahren keine Allzuständigkeit besitzen, können sie abbrechen, parallel oder gegeneinander laufen und unterschiedliche Inhalte haben. Es kommt zu Überschneidungen, Ausgrenzungen und im Idealfall zu Kombinationen.

Üblicherweise konzentrieren sich die Verfahren auf sich selbst. Angenommen es läuft ein Gerichtsverfahren in einer Familienangelegenheit. Der Babysitterfall mag als ein Beispiel dienen. Die Mutter verkraftet das Verfahren nicht. Sie fühlt sich angegriffen. Um ihren Kummer zu verarbeiten, begibt sie sich in Therapie. Der Gegner geht zum Anwalt2 .

Jetzt ist von zwei Verfahren (Containern) auszugehen. Das triadische Verfahren des Familiengerichts und das dyadische Verfahren der Therapie. Wir könnten den Rahmen noch um die anwaltliche Beratung des Gegners erweitern oder mit den Vorgängen anreichern, die im Hintergrund laufen. Jedes dieser Verfahren (oder Vorgänge) hat ein Eigenleben. Jedes der Verfahren setzt einen anderen Schwerpunkt und verfolgt unter Umständen sogar unterschiedliche Ziele. Mitunter hindern Verschwiegenheitspflichten sogar eine Zielabgleichung.

Die Containertheorie

Die Containertheorie möchte einen methodischen Ansatz dafür geben, wie die Verfahren zu behandeln sind, wenn sie kombiniert und gegeneinander abgegrenzt werden müssen. Ausgangspunkt der Theorie ist die Erkenntnis, dass die Verfahren als eine Einheit zu betrachten sind, die erst in ihrer Summe in der Lage sind, eine vollständige Konfliktlösung herbeizuführen. Damit die Verfahren die gemeinsame Kompetenz ausschöpfen können und sich nicht gegenseitig behindern, bedarf es eines Konzeptes, wie diese Einheiten zu einem Ganzen zusammengefügt werden können. Das Konzept erschließt sich, wenn die Verfahren wie Container betrachtet werden.

Die Analogie zu Containern macht deutlich, dass die Behälter wie Begrenzungen wirken, in die so viele Inhalte hineingefüllt werden können, wie der Behälter zu fassen vermag. Container können gestapelt und bewegt werden. Auch diese Metapher beflügelt die Fantasie, wie mit Verfahren umgegangen werden kann.

Verfahren verhalten sich wie Container

Ein Container definiert sich über seine Beschaffenheit und Größe und darüber, welche Inhalte hineingefüllt werden können. Auf ein Verfahren bezogen entsprechende Beschaffenheit und Größe dem rechtlichen Rahmen und die Inhalte den möglichen Methoden.

Containerbeschaffenheit

Die Containerbeschaffenheit entspricht den Rahmenbedingungen eines Verfahrens

Ein Verfahren wird stets entweder durch einen Auftrag (Beratung), einen Antrag (Gericht) oder einen Vertrag (Mediation) ausgelöst. Die Art und Weise, wie das Verfahren eingeleitet wird, ergibt seine rechtliche Grundlage. Die Rechtsgrundlage entscheidet darüber welche Ziele und Abläufe vorgegeben oder einzuhalten sind. Sie bestimmen insoweit auch über die anzuwendenden Methoden.

Containerinhalt

Der Containerinhalt entspricht den Abläufen Im Verfahren

Das Verfahren besteht aus einer Abfolge von Handlungen. Die Handlungen könenn nicht willkürlich gewählt werden. Sie sind an Methoden auszurichten, die sich wiederum am Verfahren zu orientieren haben. Sowie ein Container für die Aufnahme bestimmter Inhalte spezialisiert ist, bestimmt das Verfahren welche Methoden in seinen Rahmen hineinpassen und zielführend sind. Die verfahrenstypischen Ausprägungen beziehen die Vorgehensweise (den Ablauf) auf die Rahmenbedingungen.

Containerlogistik

Die Containerlogistik entspricht dem Verfahrensmanagement

Wenn jedes Verfahren als ein Container betrachtet wird, atellt sich die Assoziation eines Containerhafens her, wo Waren in unterschiedlichen Containern gelagert werden, um dann, einzeln oder zusammen, an das gewünschte Ziel transportiert zu werden. Gerade wenn die Verfahren nur Teilbereiche der Konfliktlösung abbilden können, bedarf es einer Logistik, mit der die Verfahren auf das gemeinsame Ziel der Konfliktbeilegung abgestimmt werden können.

Das so zu beschreibende Verfahrensmanagement erzwingt eine systemische Sicht, die alle Verfahren im Blick haben kann. Es ist die neutrale Sicht aus der Meta-Perspektive, die über dem einzelnen Verfahren angesiedelt ist. Es gibt kein explizites Verfahren, das dazu in der Lage ist. Das Verfahrensauswahl kommt dem Vorgang nahe, beschränkt sich aber meist nur auf eine Momentaufnahme. Lediglich das Konzept der integrierten Mediation stellt ein virtuelles Verfahren zur Verfügung, das dazu in der Lage ist.

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