Das Projekt
„Ehestreit vor Gericht wäre tödlich“ lautete die Schlagzeile in Spiegel-Online am 27.12.2000. Eine Metapher für das Ende vieler Konflikte. Wenn auch der zivilisiertere Teil unserer Bevölkerung nicht gerade mordet, so verwendet er im Konflikt doch andere Strategien der Vernichtung. Damit eröffnet sich das Thema des Verbandes Integrierte Mediation e.V., der im Jahre 2011 an dem Multimediawettbewerb in Rheinland-Pfalz teilgenommen hat.
Der Gegner muss der Verlierer sein, wenn ich gewinnen will. Ein Prinzip, dem übrigens auch das juristische Verfahren folgt. Juristisch endet der Streit für die Partei entweder in einem Sieg oder in einer Niederlage. Weil die meisten Menschen ihre Konfliktregulierung auf diese Abwicklung fokussieren, leidet die Justiz unter einer jährlichen Zuwachsrate von 2%. Wenn hier nichts geschieht, ist dies der sichere Weg in eine Justizüberlastung. Dabei geht es auch anders.
Schon als unmittelbare Alternative zur gerichtlichen Auseinandersetzung gibt es in Rheinland Pfalz ein großes Angebot an Schlichtungs- und Schiedsstellen. Deren Inanspruchnahme könnte ebenso wie der rechtzeitige Besuch bei einem Familientherapeuten, einer Schuldnerberatung oder auch einem Mediator – einem professionellen Konfliktschlichtungsspezialisten – schon im Vorfeld deeskalierend, wenn nicht sogar präventiv, wirken.
Was fehlt ist ein Forum, ein Marktplatz, wo die vielen verschiedenen Möglichkeiten und Angebote enttabuisiert und übersichtlich präsentiert werden. Ein Forum, auf dem sich der Einzelne nicht nur über Rechtsfragen informieren kann, sondern auch über Lösungen und die Auswirkungen der von ihm geplanten Maßnahmen. Ein Forum, das alternative Konfliktlösungen vorstellt und ihm vor Augen führt, wie er welche Konflikte mit wessen Hilfe am besten lösen kann.
Die Vernetzung des Angebotes würde nicht nur eine Informationslücke für den Ratsuchenden und eine Marktlücke für beratende Berufe und Institutionen schließen. Sie würde auch eine dritte Funktion erfüllen, indem sie ganz neue Marktperspektiven eröffnet. So könnte die zielgerichtete Konfliktlösung noch viel erfolgreicher geübt werden, wenn Fachleute anderer Bereiche unter diesem Gesichtspunkt neue Produkte entwickelten. Beispielsweise könnten die Banken mit einer geschickten, fallbezogenen Finanzplanung konkret dazu beitragen, dass Zahlungsverpflichtungen auch unter dem Gesichtspunkt des Existenzerhaltes erfüllbar werden. Anwälte könnten als Konfliktberater eine zusätzliche Qualifikation erwerben usw.
Genau hier ist der Ansatzpunkt für das Multimediaprojekt „ISS Informieren statt streiten“. Wie der Name besagt, geht es darum, spezifische Informationen und Leistungen derart bereit zu stellen, dass dem Konfliktbetroffenen – ebenso wie allen am Konflikt beteiligten Personen und Institutionen – weitergeholfen wird. Wie durch den wachsenden Kreis unserer Konsortialpartner zum Ausdruck kommt, sind neben den Fachberatern auch die Schulen, die Behörden, die Gerichte, die Polizei, die Kirche, die Banken und viele andere bereit, sich für ein solches Angebot zu engagieren.
Ziel des Internetportals „ISS“ ist somit die Errichtung einer zentral erreichbaren, regionalen Plattform für konfliktträchtige Themenstellungen, die von und für jedermann anonym auch schon vor dem eigentlichen Konfliktfall – also zur Konfliktvermeidung – zugänglich ist. Alle Konfliktfacetten werden mit regional verfügbaren, alternativen Konfliktlösungsangeboten gelistet. Die danach gewählte Hilfestellung wird über das Internet direkt vermittelt. ISS stellt allen Bürgern eine einzigartige, durch das Internet gestützte Hilfe zur Selbsthilfe in Konfliktfällen zur Verfügung:
- Erste Hilfe zum Problemverständnis unter Einbeziehung einer
- Entscheidungshilfe für eine Konfliktlösungsstrategie und der
- Hilfe, die richtige Anlaufstelle für die Problemlösung zu finden (Beratungsberatung) sowie der
- Anleitung und Unterstützung zum kompetenteren Umgang mit Konflikten.
ISS leistet damit einen Beitrag zu einer positiven Entwicklung der Streitkultur und hilft, Kosten zu minimieren. Allen professionellen Hilfeanbietern ermöglicht ISS, ihre Dienstleistungen in einem strukturierten und Jedermann zugänglichen Medium zu präsentieren: Anwälten, Beratungsstellen, Jugendämtern, Schuldnerberatungen usw.. ISS leistet damit einen wirksamen Beitrag zum Gemeinwohl. Das Projekt begünstigt Friedenspolitik, Wirtschaftsförderung, Justizentlastung, Weiterbildung.
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